Setdesign und Dekobau
Jede Filmproduktion benötigt Sets. Manchmal sind sie unmittelbar in der Realität zu finden, andernfalls müssen sie entworfen und gebaut werden. Beim Setdesign und beim Dekobau kann man durch eine umweltbewusstere Produktionsweise nicht nur Emissionen, sondern auch Kosten reduzieren. Welche umweltfreundlicheren Vorgehensweisen, Materialien und Technologien es im Bereich Setdesign und Dekobau gibt, wird im Folgenden erläutert:
Setdesign und Dekobau sind je nach Produktion unterschiedlich ausgeprägte Umweltfaktoren.
Die 3 wichtigsten Themen:
- Baumaterialien: Eine ganze Reihe von Materialien sind weder gesund noch umweltfreundlich. Dies betrifft sowohl die Inhaltsstoffe als auch die Herstellung. Siehe die entsprechenden Rubriken.
- Verbrauchsmaterialien wie Farben, Klebstoffe oder Bauschäume enthalten oft giftige oder klimaschädigende Substanzen.
- Die umweltfreundliche Entsorgung von Dekobauten und Dekorationselementen ist häufig schwierig und meistens wird schon allein aus Lagerplatzgründen sehr viel entsorgt.
Folgende Faktoren steigern die Emissionen:
- Es muss möglichst schnell gehen. Dann werden immer wieder noch problematischere Chemikalien eingesetzt (Farben, Kleber, Bauschäume etc.)
- Es muss möglichst günstig sein, weshalb auf oft minderwertige „Wegwerfprodukte“ zurückgegriffen und viel zu selten auf Wiederverwertbarkeit geachtet wird.
Das Design – und damit die Designschaffenden - entscheiden darüber wo, wie und womit gebaut wird. Sie können von Projektstart an auf das Thema Nachhaltigkeit eingestimmt werden. Daraus ergeben sich ein paar zentrale Fragen:
- Wo baue ich mein Set?
- Wie und aus welchen Materialien baue ich mein Set?
- Was braucht bzw. verbraucht mein Set an Energie?
- Gibt es bereits Licht/Available Light?
- Was passiert mit meinem Set nach Drehschluss?
All diese Ziele lassen sich in ein paar Grundsätze zusammenfassen:
- Reduce
- Reuse
- Recycle
Ein paar grundlegende Informationen zum Thema Nachhaltiges Bauen.
Eine gute Datenbank mit Analysen aller Baustoffe und Baumaterialien:
Filme leben von interessanten Bildern und Locations. Das führt regelmäßig dazu, dass in der Ferne gedreht wird und damit hohe Umweltbelastungen schon allein durch die Reisen, Transporte und Hotels entstehen
Der jeweilige Drehort entscheidet ebenfalls über weitere Themen:
- Catering lokal machbar?
- Aufenthaltsräume für Crew und Darsteller*innen
- Netzanschluss / Strom als Alternative zum Generator
- Verkehrsanbindung / Öffentlicher Nahverkehr
- Tageslicht / Available light
Es lohnt sich also immer, über Alternativen in der Nähe nachzudenken. Hier eine Reihe von Datenbanken, die Orte zeiegen, die wie ferne Länder, berühmte Städte oder spezielle Locations aussehen.
Dreh im Studio
Lange Zeit galt der On Location-Dreh als günstiger und „realistischer“. Mittlerweile wird das Drehen im STUDIO wieder beliebter. Das hat gute Gründe, die auch für die Umwelt Vorteile haben:
- Stromversorgung (gegebenenfalls sogar Ökostrom)
- Infrastruktur für Licht
- Werkstätten und Ateliers
- Nebenräume und Büros
- Flächen und Infrastruktur für Catering
- Keine Einschränkungen wegen Nachbarn
- Verkehrsanbindung / Öffentlicher Nahverkehr
Liste mit Studios in Baden-Württemberg hier.
Mit guten Tricks beim Dekobau lässt sich eine Menge Material sparen.
- Hintergründe:
Wenn klar ist, dass der Hintergrund unscharf oder kaum sichtbar sein wird, kann man mit Fotohintergründen („Fototapete“) oder lediglich angedeuteten Elementen arbeiten. - Gerüste:
Sind schnell gebaut und ebenso schnell wieder abgebaut. Außerdem lassen sich die vielfältigsten Formen und Strukturen damit realisieren und anschließend verkleiden. - Leichtbau-Materialien:
Mit Pappe oder Displayboards - siehe HOLZ – lassen sich Wände und andere Elemente bauen oder verkleiden. - CGI / Greenscreen:
Immer wieder ein valider Ersatz für große Bauwerke und Dekorationen.
Holz ist per se ein ökologischer Baustoff, wenn die Bäume aus einer nachhaltigen Waldwirtschaft stammen und auch die weitere Verarbeitung nach ökologischen Richtlinien erfolgt. Der Anbau ist entscheidend. Es werden nach wie vor Urwälder auf der ganzen Welt gefällt, auch in Europa.
- Sperrholz: enthält oft Tropenholz. Unbedingt prüfen, ob dieses aus nachhaltigen Anbaugebieten stammt.
- Ein Siegel, auf das man achten sollte, ist das FSC Zertifikat. Es besagt, dass das Holz aus zertifizierten und geprüften Wäldern kommt:
- Das Siegel „Holz von hier“ ist ein deutsches Siegel, das sowohl auf Nachhaltigkeit als auch auf Regionalität achtet.
Voraussetzungen und Quellen hier.
Spannplatten
Spanplatten sind ein beliebter Baustoff im Dekorationsbau. Einziges Problem ist dabei, dass in der Vergangenheit Formaldehyd bei der Herstellung eingesetzt wurde und das ist teilweise immer noch so.
Öko-fair und Ökologisch Bauen beiten eine Übersicht der unterschiedlichen Holzwerkstoffplatten.
Holzalternativen
Holz ist ein langsam wachsender Rohstoff und deswegen ist es sinnvoll, auch über Holzalternativen nachzudenken.
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RE-BOARD:
Re-board sind Bretter und Platten aus einem leichten Waben-Pappmaterial, das aus nachhaltigem Forstanbau stammt. Diese sind bedruckbar und lassen sich zu Wänden, Möbeln und vielen Objekten verarbeiten. Anschließend können sie zu problemlos über das Altpapier entsorgt werden.
- Epoxidharze:
Werden zur Herstellung von Objekten und Bühnenelementen verwendet. Sie sind bei der Verarbeitung giftig und sollten nur mit einer entsprechenden Schutzkleidung verwendet werden. Es gibt jedoch Alternativen die keine aggressiven Bestandteile oder Lösungsmittel enthalten und zudem wetter- und UV-beständig sind. - Bodenbeläge:
Sehr beliebt sind PVC Böden, da sie günstig und pflegeleicht sind. Der Name bedeutet Polyvinylchlorid. Wie der Name schon andeutet, enthält PVC Chlor und häufig auch Weichmacher. Der Gebrauch und die Entsorgung ist deswegen nicht unproblematisch. Diese Bodenbeläge sollte man meiden und möglichst durch umweltfreundliche Alternativen ersetzen. Hier ist allerdings häufig mit höheren Preisen zu rechnen.
Farben
- Lösemittel:schädigen die Ozonschicht und tragen zum Treibhauseffekt bei. Ausserdem sind sie gesundheitsschädlich. In den meisten Fällen lässt sich mit lösemittelfreien Farben und Lacken arbeiten.
- 2 Komponenten-Systeme (2-K) wie Polyurethanlacke oder Polyesterharzlacke enthalten oft aggressive Lösungsmittel und giftige Substanzen wie Isocyanate oder Styrol
Klebstoffe
- Sind ebenfalls lösemittelhaltig. Es gibt aber mittlerweile viele gute lösemittelfreie Alternativen.
Acrylfugemassen
- Sind heutzutage meistens lösemittelfrei, dafür enthalten sie aber immer wieder problematische Konservierungsstoffe. Außerdem findet man in ihnen teilweise Phthalate (Weichmacher), deren gesundheitsschädigende Wirkung ebenfalls zu bedenken ist. Es empfiehlt sich also ein genauer Blick auf die Inhaltsangaben.
Montageschaum / PU Schaum
- Sie enthalten häufig Methylendiphenylisocyanat (MDI). Isocyanat ist krebserregend beim Kontakt mit der Haut oder durch Einatmen. Zudem reizt MDI die Augen, Haut und die Atmungsorgane. Deswegen dürfen diese Bauschäume nur mit Schutzkleidung und in gut belüfteten Räumen angewendet werden. Es sind mittlerweile isocyanatreduzierte und isocyanatfreie Schäume erhältlich. Diese sind definitiv empfehlenswerter.
- Styropor ist ein beliebter Dämmstoff, der auch in anderen Bereichen häufig eingesetzt wird – so auch im Dekobau, wo er als Ausgangsmaterial für grosse Skulpturen und Kulissen gerne verwendet wird
- Bei der Herstellung wird das giftige Styrol eingesetzt, dass sich nach einiger Zeit verflüchtigt
- Bei der Bearbeitung mit einem Heissdraht entweichen allerdings immer noch giftige Dämpfe
- Da die Situation sehr komplex ist, herrscht nach wie vor eine grosse Unsicherheit beim Thema Styropor und die Entsorgung ist kostspielig geworden.
- Styropor ein Kunststoff, der leider nicht zerfällt, sondern über viele Jahrzehnte hinweg in der Umwelt bleibt. Deswegen macht es Sinn, sich nach Alternativen umzuschauen
Alternativen zu Styropor
- „Myco-Materials“: Baustoffe, die aus Pflanzenresten hergestellt und mit einem Pilz versetzt werden. Nach wenigen Tagen wird das Wachstum der Pilze durch Hitze gestoppt und es verbleibt ein leichtes, aber sehr tragfähiges Material, das ähnlich wie Styropor bearbeitet werden kann und von Natur aus weniger feuergefährlich ist. Ausserdem kann es zu 100 % kompostiert werden. Diese Materialien werden gerade erprobt und stellen schon jetzt eine gute und umweltfreundliche Alternative dar.